25/11/2025 | Story
Daten aus dem Orbit – Kooperation mit dem finnischen Unternehmen ICEYE
Story vom 12.08.2025
Update 25.11.2025
Satellitenbilder sind längst unverzichtbar für zivile und militärische Belange. Rheinmetall hat die strategischen Weichen für diesen bedeutenden Markt gestellt. Teil der künftigen Division Digital des Düsseldorfer Technologiekonzerns ist die Rheinmetall ICEYE Space Solutions GmbH mit Sitz in Neuss. Das Joint Venture hat Rheinmetall mit dem finnischen Unternehmen ICEYE, dem weltweit führenden Betreiber von Synthetic Aperture Radar (SAR)-Satelliten, gegründet.
Bereits Mitte 2026 will das Gemeinschaftsunternehmen die Produktion von Radarsatelliten am Niederrhein aufnehmen. „Für moderne Streitkräfte sind der Zugang zu und die Kontrolle über weltraumgestützte Aufklärung, Kommunikation und Einsatzführung essenziell“, sagt Dr. Timo Haas, Leiter der künftigen Division Digital. „Wir sehen in der Integration der Space-Kompetenzen einen zentralen Baustein für die digitale Transformation der Verteidigung.“
Die SAR-Technologie ermöglicht hochauflösende Aufnahmen auch nachts oder durch Wolken- und Nebelfelder.
Rheinmetall will mit der Konzeption und mit dem Betrieb einer eigenen Satellitenkonstellation sowie mit den so gewonnenen Daten einen maßgeblichen Beitrag zur deutschen und europäischen Souveränität weltraumgestützter Aufklärung leisten.
Strategischer Operationsraum
Bisheriger Nutznießer dieser Kooperation ist bereits die Ukraine. Sie erhält die Satellitenbilder – mit Zustimmung des Bundesministeriums der Verteidigung – auf einem sicheren Weg über sogenannte Credits. Die Aufklärungsbilder unterstützen das Land bei der Entscheidungsfindung und Operationsplanung des Militärs. 48 Satelliten hat ICEYE seit 2018 in das Orbit gebracht, von denen die Ukraine eine kleine Anzahl für die Verteidigung gegen die russischen Streitkräfte nutzen kann.
Satellitenproduktion in Neuss
Nachdem sich Rheinmetall 2024 bei dem finnischen Satellitenhersteller ICEYE Vertriebsrechte gesichert hatte, haben die beiden Unternehmen ihre Kooperation nun intensiviert und ein Joint Venture zur Satellitenproduktion gegründet. Schon Mitte 2026 will das Gemeinschaftsunternehmen, an dem Rheinmetall 60 Prozent der Anteile und ICEYE 40 Prozent hält, im Neusser Werk mit der Fertigung der SAR-Flugkörper starten.
Das Fledermaus-Prinzip
Was macht SAR-Satelliten so besonders? Sie funktionieren ähnlich wie das Echolot einer Fledermaus.. Das SAR-Radar stößt eine hochenergetische Welle in Richtung Erde aus. Sowohl anhand des Zeitraums als auch aus der Art und Weise, wie die Welle reflektiert wird, lässt sich ableiten, um welche Objekte es sich handelt. Da sich der Satellit hierbei um die Erde bewegt, werden viele Reflektionen hintereinander erfasst, die man im Nachgang mathematisch zu einem scharfen Bild zusammensetzen kann.
Eine Flugzeugtragfläche reflektiert anders als beispielsweise Asphalt. Auf diese Weise können in kürzester Zeit detaillierte Informationen geliefert werden. Aus 500 km Entfernung von der Erdoberfläche erkennt ein SAR-Satellit bis zu 30 cm kleine Objekte. Eine ukrainische Panzerbesatzung kann dank dieser speziellen Datenauswertung erkennen, ob und wenn ja, welche Objekte sich wo befinden und ob es gegenüber einem vergangenen Zeitraum eine Veränderung gegeben hat.
Schnelle Reaktionen sind gefordert
Ein wichtiges Element in der Space-Wertschöpfungskette: Ein „Satellite Integration and Testing Center“. Das Testzentrum mit dem Namen Rheinmetall Integration & Processing Facility (RhIPF) soll 2027 einsatzbereit sein. Dieses ist auf der nordnorwegischen Insel Andøya als Teil des dortigen Weltraumbahnhofs stationiert. RhIPF arbeitet beispielsweise mit Isar Aerospace zusammen, der ersten deutschen Firma, die von Andøya aus mit eigenen Trägerraketen Satelliten ins All bringt.
Hierbei geht es nicht nur um eine „klassische“ Platzierung von Satelliten, sondern auch um einen sogenannten Tactical Responsive Launch: Bei Bedarf sollen kritische Satelliten innerhalb kürzester Zeit ersetzt werden, was in einem größeren Krisen- oder Kriegsszenario eine Rolle spielen könnte.
Europa hat Nachholbedarf
Die Aktivitäten Rheinmetalls in der Dimension Space kommen zur rechten Zeit. ISR (Intelligence, Surveillance and Reconnaissance) ist ein entscheidender Bestandteil moderner Taktiken, Operationen und Verteidigungsstrategien. Dazu gehören zunehmend auch Beobachtungs- und Aufklärungsverfahren im Weltraumsegment. Die weltpolitischen Ereignisse der vergangenen Monate zeigen: Deutschland und Europa müssen – gerade militärisch – unabhängiger agieren können.
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