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Frauenpower – Interview mit Sabine Weber 

Programm-Managerin, Pierburg GmbH, Neuss

Werdegang
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Sabine Weber, Program Manager, Pierburg GmbH, Neuss, Deutschland

Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Mein Name ist Sabine Weber, ich bin vor kurzem 50 Jahre alt geworden, verheiratet und habe zwei Söhne, die beide inzwischen fast erwachsen sind. Die beiden gehen also gerade raus ins Leben, um mit den Flügeln zu fliegen, die wir ihnen versucht haben zu geben. Mein Mann und ich beginnen nun unser Leben „nach den Kindern“, was auch wieder sehr spannend ist und schön.

Ich bin seit 2012 bei Pierburg und habe bis zum 30.04.2019 als Projekteinkäuferin gearbeitet. Anfang Mai 2019 bin ich ins Program Management in die Business Unit Pumpe gewechselt.

Beschreiben Sie bitte Ihren Karriereweg.


Ich habe Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Personal sowie Beschaffung und Logistik studiert. Während des Studiums habe ich bei der Deutschen Fibrit GmbH, ein Automobilzulieferer aus Grefrath, der seit 1998 zum US-Konzern Johnson Controls International gehört, als Werksstudent im Bereich Logistik angefangen. Ich habe recht schnell gemerkt, dass mir der Bereich gut liegt.
Nach meinem Studium bin ich in den Einkauf gewechselt und habe noch 5 Jahre bei Johnson Controls gearbeitet, bis ich meine beiden Söhne bekam. Dadurch, dass die beiden Jungs altersmäßig so nah beieinander liegen, hatte ich mich entschieden, erst mal für 3 Jahre zuhause zu bleiben.

Nach weiteren Stationen bei Johnson Controls in unterschiedlichsten Verantwortungsbereichen hat mich mein beruflicher Weg im Jahr 2012 nach einem Gespräch mit einem Bekannten, der Mitarbeiter bei der Pierburg GmbH war, zum Rheinmetall Konzern geführt. Hier begann ich als Projekteinkäuferin.
Ein Unternehmen – viele Möglichkeiten
2014 bin ich durch die Zusammenlegung der Pierburg GmbH und der Pierburg Pump Technology GmbH in Neuss in die Business Unit Pumpe gewechselt, wo ich anfangs diverse elektrische Pumpenprojekte (Wasser-, Vakuum-, Öl-Pumpen) betreut habe.

Später war ich als die einzige Projekteinkäuferin für das größte, weltweite EVAP- (Electric Vapor Pump) Projekt der Business Unit verantwortlich.

In diesem Projekt habe ich mit einem großen internationalen Team, auch im Kundenkontakt, zusammengearbeitet: Die Entwicklung saß in Neuss, die Linien wurden in Italien gebaut, die erste Fertigungslinie wurde in Fountain Inn, in South Carolina/USA, aufgebaut und die zweite Fertigungslinie steht jetzt bei unserem JV Partner PHP in Shanghai. Dabei habe ich eine große internationale Lieferantenbasis gemanagt, was eine echte Herausforderung war, bei hohem Zeitdruck und vielen Änderungen, die ständig zu berücksichtigen waren. Das war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Seit 2017 habe ich auch eine Unterstützung für meine Projektaufgaben bekommen.

Da ich immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und spannenden Aufgaben bin, habe ich mich Ende 2018 als Program Managerin beworben und habe die Position im Mai 2019 angetreten.

Es haben sich auch schon zwei neue, interessante und herausfordernde Projekte gefunden, die hoffentlich dazu beitragen, Rheinmetall Automotive in die neuen alternativen Antriebstechnologien zu begleiten - im Bereich batterie- und hybridbetriebene Fahrzeuge sowie Brennstoffzelle.
Teamarbeit ist alles
Im Projekteinkauf hatte mir ein Kollege damals den Spitznamen „Big Mama“ gegeben, weil ich mich immer um alles gekümmert habe und weil immer alle mit ihren Problemen bei mir angekommen sind. Genauso ist es jetzt als Program Managerin auch: Alle Projektbeteiligten kommen mit ihren Sorgen und Problemen zu einem und man muss versuchen, das Team zu einer Problemlösung zu führen.
Verantwortung im Projektalltag übernehmen

Welche Verantwortungen liegen im Projekteinkauf?

Unter anderem trage ich die Verantwortung sowohl für das Timing und die Qualität der Zukaufteile aber auch für die Material- und Investitionskosten bei Lieferanten.

Im Projekteinkauf haben wir die Kostenverantwortung für sämtliche Muster- und Änderungsstufen bis ein Produkt in Serie geht und an das Werk übergeben ist. Dies gibt uns auch vor allem viele Einflussmöglichkeiten technischer Art die Kostenstruktur mitzugestalten. Unsere Verantwortung ist es also, das fertige Serienprodukt am Ende auf der Materialkostenseite möglichst kostengünstig zu gestalten.

Gerade, wenn wir Produkte aus der Vorentwicklung übernehmen, müssen wir darauf ein besonderes Auge haben, dass das Produkt auch weiter den Anforderungen an Funktion und Qualität genügt, dabei aber nicht teurer wird.

Der Projekteinkauf managt das Spannungsdreieck aus Qualität, Kosten und Termin, welches das Projekt auf Lieferantenebene vorantreibt. Genau dieses Spannungsdreieck hat der Program Manager über das gesamte Simultaneous Engineering Team und das jeweilige Projekt zu verantworten. Daher war mein Schritt aus dem Projekteinkauf zum Program Management konsequent und folgerichtig.

Innerhalb der Matrixorganisation bin ich disziplinarisch nicht weisungsbefugt, weshalb ich die dem Projekt zugeteilten Personen über die verschiedenen Abteilungen hinweg motivieren muss, für mein Projekt ihr Bestes zu geben. Ein Projekt dauert im Durchschnitt 3 Jahre bis das Produkt in Serien-Fertigung geht. Daher ist es wichtig, einen langen Atem zu haben, aber auch den Überblick über alle parallellaufenden Projekte zu behalten und sie entsprechend voranzutreiben. Da die Terminschienen immer kürzer werden, sind auch schon mal Kreativität und Pragmatismus gleichermaßen gefragt.
„Die Terminschienen werden immer kürzer.
So dass Kreativität und Pragmatismus gleichermaßen gefragt sind.“
Sabine Weber

Program Manager, Pierburg GmbH

Ihr Bereich ist oft sehr männlich geprägt. Wie gehen Sie als Frau damit um?

Richtig, es gibt wenige Lieferanten, bei denen Frauen mit an Bord sind und wenn, dann sind diese eher in Verwaltungsfunktionen angesiedelt, aber nicht in technischen Positionen.

Wenn man mit großen Chemieunternehmen zu tun hat, sind jedoch wieder viele Frauen dabei. Es ist also auch branchenabhängig. Die meisten unserer Lieferanten, die oft die Struktur von mittelständischen und familiengeführten Unternehmen aufweisen, sind da immer noch recht männer-lastig ausgeprägt. Für mich ist das aber kein Problem, denn ich habe früher auch schon immer lieber mit Jungs gespielt [lacht], es zieht sich schon von Beginn an durch meinen Werdegang.
Offene Kommunikation
Das soll nicht heißen, dass ich nicht auch gerne mit Frauen zusammenarbeite! Ich bin allerdings ein Freund von der unter Männern üblichen Art, sich manchmal auch etwas lauter, aber dafür kurz und kernig auszutauschen, wenn es Probleme gibt. Danach ist die Luft dann wieder rein und es kann weitergehen.
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„Mein Chef schätzt mich, jedoch nicht, weil ich eine Frau bin, sondern wegen meiner Leistung und fachlichen Arbeit.“
Sabine Weber

Program Manager, Pierburg GmbH

Vorgesetzte, die man sich wünscht
Ich hatte eigentlich immer schon das Glück Vorgesetzte zu haben, die mich stets unterstützt haben. Sie haben mich fachlich und persönlich gefördert in meinem beruflichen Werdegang, aber mich auch unterstützt, wenn es mir auch mal persönlich oder aus privaten Gründen nicht gut ging. Sie haben dabei stets hinter mir gestanden und haben mir die Möglichkeit gegeben, aus Fehlern zu lernen. Mir ist allerdings bewusst, dass dies eine Seltenheit ist und nicht unbedingt oft vorkommt.

Auf meine Chefs bei Pierburg konnte und kann ich mich immer 100%ig verlassen. Das ist ein großes Glück, dass ich extrem zu schätzen weiß.

Bitte ergänzen Sie den Satz: Über ihre Erfolge sollten Frauen…?

…bei passenden Gelegenheiten kommunizieren und sich darüber freuen!

Frauen sollten lernen, Lob selbstbewusst anzunehmen, sich darüber zu freuen und einfach mal akzeptieren, dass sie etwas Gutes geleistet haben! Zugegeben - das ist nicht immer einfach, das muss man lernen! Ihre Erfolge sollten Frauen verstärkt dazu nutzen, für sich zu werben, wenn es sich ergibt. Das machen wir grundsätzlich zu wenig, weil wir lieber Taten statt Worte sprechen lassen.
Einsatz zeigen, berufliche Chancen nutzen

Welche Chancen sehen Sie in der Zukunft für Frauen in Ihrem Berufsfeld? Was muss man mitbringen, um in Ihrem Feld erfolgreich zu sein?

Man muss ganz viel Neugier mitbringen, Offenheit und ein gewisses Maß an Demut und Respekt für die Aufgaben und den Wissensvorsprung der (dienst-)älteren Kollegen am Anfang. Das ist für mich immer das absolute Erfolgsrezept gewesen.

Gerade wenn man einen betriebswirtschaftlichen Background hat und sich somit ein gewisses Maß an technischem Fachwissen aneignen muss, sollte man Begeisterung und ein gewisses Grundverständnis für Technik mitbringen und muss man viel zuhören, noch mehr nachfragen und darf auf keinen Fall aufgeben!

Frauen mit Familie haben die perfekte Voraussetzung für einen guten Program Manager, da sie genauso wie eine Mutter die Familie, ihr Team organisieren und koordinieren, transparent kommunizieren und ständig neue Situationen und Probleme bewältigen müssen [schmunzelt].

Weiterhin hilft es immer, wenn man für die eigenen Aufgaben „brennen“ kann, da der Job auch sehr fordernd ist und er sich dann mit Begeisterung leichter machen lässt.

Frauenquoten sind für mich per se nicht die Lösung. Sondern ich sage, dass die- oder derjenige, der den Mix aus richtiger Qualifikation, Eigenschaften einer guten Führungskraft und dem Willen, die Führungsaufgabe zu übernehmen, mitbringt, die Position übernehmen soll – völlig geschlechtsunabhängig! Es bringt nichts, Frauen, nur weil sie Frauen sind, zu fördern und in eine Führungsposition zu heben. Das wäre nicht im Sinne einer positiv-konnotierten Frauenförderung und erst recht nicht im Sinne des Unternehmenserfolges.

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